Fachbegriffe
In Literatur und Fachgesprächen werden häufig Begriffe verwendet, die sich vor allem dem Anfänger nicht sofort erschliessen.
Aber auch ganz praktische, allgemeine gärtnerische Begriffe haben es „in sich“.
In Japan „denkt man anders“, was sich auch in vielen Begriffen zeigt. So bedeutet Bonsai nicht nur der „Baum in der Schale“, sondern auch das Tun, dessen Ziel so ein Baum ist. Außerdem verweist der Begriff auf große kulturelle Bereiche, die mit China, der Tradition, den Religionen usw. zu tun haben. Es entsteht ein „Gesamtgefühl“, das mit den Silben Bon-sai angesprochen wird.
Japanische Begriffe stellen oft auch Sichtweisen dar, die uns ungewohnt sind. Sie zu verwenden eröffnet oft einen neuen Blickwinkel. „Nebari“ kann man etwas hölzern als „Stammansatz“ oder „Wurzelfuß“ bezeichnen. Das Japanische bezieht sich aber genau auf das „Dazwischen“ von Stamm und Wurzeln. Nebari verbindet aus unserer Sicht zwei Bereiche, die Japaner eher als qualitative Einheit sehen und die wir eher trennen würden. Bestimmte japanische Begriffe, die eigenständige Qualität haben, haben auch bei uns Einzug gehalten und können uns in der Sicht auf Bonsai weiterbringen.
Dieses Glossar soll Ihnen helfen zu verstehen, was gemeint ist, wenn ein Begriff fällt.
Begriff | Bedeutung / Erläuterung |
Ablaktieren | Auch Anplatten bzw. Anschäften ist eine Veredelungsmethode, bei der zwei Pflanzen oder Pflanzenteile so lange miteinander verbunden werden, bis beide Pflanzen(-teile) miteinander verwachsen sind. Das „Edelreis“ wird so lange von der Mutterpflanze ernährt, bis beide miteinander verwachsen sind. Bei Bonsai ist es eine gute Methode, einen fehlenden Ast zu erzeugen. |
Abmoosen | Vermehrungsmethode, bei der aus einem Teil einer Mutterpflanze durch Entrinden und Einpacken mit feuchtem Moos eine neue Pflanze gewonnen wird. Die Abmoosung ist gelungen und kann abgenommen und getopft werden, wenn der obere (abgemooste) Teil der Mutterpflanze bewurzelt ist |
Akadama | braunrotes Lehmgranulat, das aus Japan importiert wird und die Grundlage der heute gebräuchlichen Substrate für die Bonsaikultur bildet |
Akamatsu | Japanische Rotkiefer |
Aktivkohle | Industriell meist zu medizinischen Zwecken aber auch zum Einsatz in der Forst- und Landwirtschaft hergestellte Holzkohle. Sie hat die Fähigkeit, Nährstoffe zu speichern, Schadstoffe zu binden und die Regeneration von Böden zu unterstützen. |
Akzentpflanze | Auch Beistellpflanze. |
Altes Holz | Bei Nadelbäumen ist damit der nadellose „hintere“ Bereich eines Zweigs gemeint |
Anplatten | Sh. „Ablaktieren“ |
Arakawa | Bezeichnung für eine Sorte mit besonders grober Rinde |
Assimilation | In der Biologie Stoff-/Energiewechsel, Umwandlung, körperfremder „anorganischer“ (Wasser, Mineralien) in körpereigene „organische“ Stoffe mit Hilfe von Sonnen-licht (Fotosynthese) in den chloropyllhaltigen Zellen der Pflanzen |
Aufputzen | Vorbereitung einer Veredelungsunterlage (Kiefer) durch Entfernen der unteren Triebe |
Aufrechte Form |
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Bankan | Variante der Charakterform. |
BCD – Bonsai-Club Deutschland | Der 1978 in Heidelberg gegründete Bonsai-Club Deutschland e. V. ist mit ca. 2.500 Mitgliedern in Deutschland die wichtigste Vereinigung von Bonsai-Liebhabern. Der Club will ein Bindeglied zwischen den Mitgliedern, Arbeitskreisen, Regionalverbänden und internationalen Bonsai-Clubs sein. |
Beistellpflanze | Auch Akzentpflanze, sie wird einem ausgestellten Bonsai beigesellt, um ihn zu unterstreichen und seine Wirkung hervorzuheben. |
Blattfalldüngung | Es konnte beobachtet werden, dass zur Zeit der Herbstfärbung die Bäume ungewöhnlich viel Saugwurzeln bilden. Es ist klar, dass sie noch vor dem Winter reichlich Nährstoffe in die Reservekammern des Holzkörpers einlagern wollen. Das trägt zur Stärkung der Frosthärte bei und zur Verbesserung der Fruchtbarkeit, bei Bonsai sorgt das für ein besonders kräftiges Dickenwachstum im nächsten Jahr. Es kommt auf rasche Wirkung an und diese erzielt man nur mit einem mineralischen Stickstoff- oder einem stickstoffhaltigen Mehrnährstoffdünger, wie z.B. Volldünger blau. |
Blattschnitt | Reduzierung der Fläche einzelner Blätter. Man unterscheidet zwischen Voll- und Teil-Blattschnitt.. Er hat mehrere Funktionen wie die Förderung der Belichtung innenliegender Baumpartien, Erzeugung neuer dann kleinerer Blätter oder Steuerung des Wachstums einzelner Äste und Zweige. Beim Voll-Blattschnitt werden alle Blätter eines Bonsai entfernt, diese Massnahme schwächt den Baum stark und darf nur bei kerngesunden, gut im Wuchs stehenden Bonsai verwendet werden und allenfalls in mehrjährigem Abstand. Der Teil-Blattschnitt erfüllt ähnliche Anforderungen wie der Voll-Blattschnitt, allerdings mit abgemilderter Wirkung, schwächt dafür aber den Baum nicht so stark. Beim Teil-Blattschnitt werden entweder selektiv einzelne Blätter entfernt Der Beschnitt einzelner Blätter beim Teil-Blattschnitt erfolgt horizontal, also quer durch das Blatt oder vertikal, also längs durch das Blatt entlang des Blattstiels zur Blattspitze. |
Bluten | Als „Bluten“ nennt man den starken Saftaustritt nach dem Schnitt eines Baums. Dieses Bluten tritt nur bei einigen Arten auf wie Ahornen oder Walnüssen und besonders dann, wenn der Baum zum falschen Zeitpunkt beschnitten wird. Werden diese Pflanzenarten jedoch zum artspezifischen Zeitpunkt bearbeitet, tritt dieses Bluten nur sehr schwach oder gar nicht auf. |
Bonkei | Miniaturlandschaft mit Felsen, lebenden Pflanzen und Figürchen |
Bonsai | Japanische Variante einer alten fernöstlichen Art der Gartenkunst, bei der Sträucher und Bäume in kleinen Gefäßen oder auch im Freiland zur Wuchsbegrenzung gezogen und ästhetisch durchgeformt werden. Diese Kunstform entstand wahrscheinlich in China, wo sie Penjing genannt wird. Quelle: Wikipedia |
Bonsai-Arbeitskreis Inntal | Regionaler |
Bunjingi, Bunjin–gi | Variante der Charakterform „Literatenform“, |
Charakterform |
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Chlorophyll | Blattgrün |
Chokkan | Variante der Aufrechte Form |
Drahtung |
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Eda | Ast |
Etiolieren | „Vergeilen“, starkes Streckungswachstum und schwache Chlorophyllbildung (Blattgrün) durch Lichtmangel |
Ezomatsu | Ajanfichte |
Felsform | Siehe „Ishitsuki“ |
Fotosynthese | Assimilation |
Fukinagashi | Variante der Luftform |
Futokoro–eda | Zwischenast eines Bonsai |
Gestaltung | Alle Massnahmen die durchgeführt werden, um einem Bonsai langfristig die gewünschte Form zu geben und ihn gesund zu erhalten |
Gestaltungsrichtlinien |
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Giessschaden | Schaden an Pflanzen, verursacht durch falsches (zu viel oder zu wenig) Giessen, auch durch Staunässe |
Goyomatsu | Japanische Mädchenkiefer |
Gyo | Eine bewegte, mäßig breite Form |
Han-Kengai | Variante der Luftform |
Hinoki | Zypresse |
Hokidachi | Variante der Charakterform |
Ichii | Eibe |
Ichino–eda | erster Ast eines Bonsai |
Ikadabuki | Floßform, wird aus einem liegenden Stamm gebildet, dessen einseitig erhaltene Äste eine Baumgruppe formen |
Ikebana | Mit dem Bonsai formal verwandte jap. Blumensteckkunst |
Immergrüne Pflanzen | Laub- und Nadelgehölze, deren Blätter/Nadeln über mehrere Vegetationsperioden hin erhalten bleiben |
Ishitsuki | Felsenform, bei der der Ballen eines oder mehrere Bäume auf einen Stein gepflanzt werden. Das Arrangement wird oft auf einem Suiban präsentiert |
Jin | ein abgestorbener entrindeter und ausgebleichter Ast (Eda-jin), oder Baumspitze (Ten-jin). Es zählt zu den Alterungstechniken |
Jushin | Spitze eines Baumes |
Kabudachi | Variante der Aufrechte Form |
Kaede | Dreispitzahorn |
Kaido | Zierapfel |
Karin | Scheinquitte |
„Kaufhaus“-Bonsai |
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Kengai | Variante der Luftform |
Keto (-tsuchi) | Torferde, die meist für Felsenpflanzungen benutzt wird |
Knospe | Jugendstadium eines Sprosses, in dem die wesentlichen Teile (Blatt, Blüte) bereits angelegt aber nicht voll entwickelt sind. |
Korabuki | „Schildkrötenpanzerform“, eine heute unübliche Form, bei der die Basis wie ein Hügel aussieht, auf dem verschiedene Stämme wachsen |
Kuromatsu | Japanische Schwarzkiefer |
Luftform |
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Mae–eda | vorderer Ast eines Bonsai |
Mame | kleinste Bonsaigröße bis etwa 10 cm Höhe |
Mekiri | Pinzieren des frischen, noch weichen Austriebes |
Me–tsumi | Blätter zupfen |
Mochi–komi | Reife, Kultivierungsniveau. M. wird erst nach jahrelanger Kultur eines Bonsai in der Schale erreicht oder findet man bei einem Yamadori |
Momiji | Japanischer Fächerahorn |
Moyogi | Variante der Aufrechte Form |
Mycel | Weisses, spinnweb-artiges Gewebe von |
Neagari | Variante der Charakterform |
Nebari | Wurzelansatz, sichtbarer Wurzelbereich von der Substratoberfläche bis zum Stammansatz. Eines der wichtigsten Merkmale eines Bonsai |
Nejikan | Variante der Aufrechte Form |
Netsuranari | Variante der Aufrechte Form |
Ni–no–eda | zweiter Ast eines Bonsai |
Nishiki | Korkrinde der Schwarzkiefer |
Ocheda | hängender Ast, auch Kaskadenast eines Bonsai |
Penjing | Chinesischer Vorläufer/Ursprung der Bonsaikunst |
Photosynthese/Assimilation | Stoffwechsel, Umwandlung anorganischer Stoffe (Wasser, Mineralien) in organische Stoffe (Kohlehydrate) mit Hilfe von Chlorophyll und Sonnenenergie Pflanzen |
Pinzieren | Entspitzen, Entfernen des Neutriebs am Anfang oder während des Triebwachstums mit den Fingernägeln oder einer Pinzette (daher der Name) |
Präsentationstisch | Um die Wirkung eines Bonsai hervorzuheben, wird er vor allem bei Ausstellungen oder Präsentationen erhöht auf einen speziellen Bonsaitisch gestellt. Art und Grösse sollten dem Bonsai angepasst sein |
Rückknospung | Bei Nadelbäumen ist damit die Bildung neuer Knospen und Triebe unterhalb der Triebspitze bis unter Umständen sogar ins F Alte Holz hinein gemeint. |
Rüsselkäfer | In mehreren Arten vorkommender Pflanzenschädling. Schädigt als Larve das Wurzelwerk und als fertiges Insekt die Blätter. |
Sabamiki | Ein hohler oder gespaltener Stamm kennzeichnet dieses starke Stilelement. Es zählt zu den Alterungstechniken |
Sabi | ein ästhetischer Begriff (oft zusammen mit Wabi), der die Schönheit des Reifen, Gealterten, Charaktervollen ausdrückt |
Saikei | ist dem Bonsai verwandt. Meist werden Landschaftsthemen en miniature realisiert (z.B. „Waldweg“). Der Übergang zur Bonsai-Waldpflanzung ist fließend |
Sakura | Kirsche |
San–no–eda | dritter Ast eines Bonsai |
Sankan | Dreifachstamm |
Sashi-eda | wichtigster Ast eines Bonsai |
Satsuki | Azalee |
Schale |
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Sekijoju | Variante der Felsform, Ishi-Tsuki, bei der Felsenform wird der Ballen eines oder mehrerer Bäume über einen Stein gepflanzt, die Wurzeln wachsen in einer mit Substrat gefüllten Bonsaischale |
Shakan | Variante der Luftform |
Shari | bezeichnet einen entrindeten Stamm- oder Astbereich, der trocken und gebleicht ist. Es zählt zu den Alterungstechniken |
Shimpaku | Chinesischer Wacholder |
Shin | Eher hohe, schlanke und aufrechte Form. Es kann auch im Sinne von Dominanz, Überordnung und Spitze gebraucht werden. Auch Pflanzen werden Shin (Nadelbäume), Gyo (Laubbäume), und Soo (Gräser) zugeordnet |
Shinto | „Weg der Götter“, eine der Hauptreligionen Japans, die ihren Ursprung in Ahnen- und Naturkulten hat |
Shohin | Bonsai einer Höhe bis ca. 20 cm |
Sokan | Variante der Aufrechte Form |
Sommergrüne Pflanzen | Laub- und Nadelbäume (Lärchen), deren Blätter nur während einer Vegetationsperiode aktiv sind |
Soo | stark bewegte, breite Form, auch Gräser |
Soro | Hainbuche |
Sugi | Japanische Sicheltanne |
Staunässe | Stehende Nässe, in der eine Pflanze über längere Zeit steht und die nicht abfliessen kann. Sie entzieht der Pflanze die Sauerstoffzufuhr, führt zur Bodenverdichtung und führt bei längerer Dauer zu ihrem Absterben. |
Substrat | „Pflanzstoff“ oder „Erde“, in dem eine Pflanze wächst |
Suiban | ein meist aus Bronze hergestelltes flaches Gefäß oder Tablett ohne Abzugslöcher |
Suiseki | Betrachtungsstein. Ein Stein, der aufgrund seiner Form Assoziationen (meist Landschaftsbilder) auslöst |
Symbiosepilze |
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Tachiagari | Unterer Teil des Stammes vom Nebari bis zum ersten Ast |
Tanbahoo |
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Tatami | Eine aus Reisstroh gefertigte, 180 x 90 x 5 cm große, stabile „Platte“, an deren Maß sich die Größe japanischer Räume orientiert |
Tokonoma | Schmucknische in japanischen Häusern. Der dreiseitig umschlossene Raum, dessen Grundfläche oft ein Tatami ist, dient der Präsentation und Verehrung z.B. eines Bonsai oder Ikebanagestecks |
Tokoname | Stadt in Japan, bekannt durch zahlreiche Töpfereien |
Tosho | Igelwacholder |
Transpsiration | Dampfförmige Wasserabgabe („Verdunstung“) |
Trockenschaden | Schaden an einer Pflanze durch Austrocknen des Substrats |
Uke–eda | Gegengewichtsast |
Ume | Aprikose |
Ura-eda | Rückseitenast eines Bonsai |
Vegetationskegel | Region des Pflanzenkörpers, an der die Neubildung von Organen durch Bildungsgewebe (Meristeme) stattfindet |
Vegetationsperiode | Arttypische Zeitspanne, in der sich die Pflanze durch lebhaftes Wachstum entwickelt |
Veredeln, Veredelung | Übertragung eines Teilstücks (Edelreis) der zu vermehrenden Pflanzenart auf eine andere geeignete Pflanze (Unterlage) |
Wabi | ein ästhetischer Begriff (oft zusammen mit Sabi), der die Schönheit des Schlichten, Ungekünstelten und Einfachen ausdrückt |
Waldform | Yose-ue, |
Wurzelansatz |
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Yamadori | Findling, bisher nur von der Natur gestalteter Baum, der ausgegraben und zum Bonsai gestaltet wird |
Yon–no–eda | vierter Ast eines Bonsai |
Yose-ue | Waldform, Gruppe von mehreren Einzelbäumen |
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Liebe Bonsaifreunde,
meine Veröffentlichungen beruhen auf eigenen Erfahrungen und Auswertungen der einschlägigen Fachliteratur. Wenn Diskussionsbedarf besteht oder andere Erfahrungen gemacht wurden, dann schreibt mir doch eine E-Mail: w.porath@ro-online.de
Euer
Werner J. Porath
2. Vorsitz und Schulungsbeauftragter