Teil IV: Arbeitsmaßnahmen/Tipps bei unseren Bonsais im April


 

Unsere Bonsai im April – Die Zeit intensiver Pflege beginnt

ÜBERBLICK

  • Haben der Winter oder die spätwinterliche Frostperiode länger gedauert als üblich, werden nun die im März beschriebenen Arbeiten nachgeholt bzw. fortgesetzt. Meist erfolgt in solchen Jahren ein sehr schneller Austrieb, was den Zeitdruck bezüglich des Umtopfens erhöht.
  • Umtopfen, Schneiden
    Falls im März nicht erledigt, können Bonsai jetzt noch umgetopft und ein Wurzel- und Triebschnitt vorgenommen werden.
  • Pflegen und Gestalten, Pinzieren
    An bereits gestalteten Bonsai beginnt mit dem Neuaustrieb sehr zeitnah das Pinzieren (sh. artspezifische Hinweise).
    Frisch umgetopfte oder früh ausgetriebene Pflanzen müssen vor Spätfrösten geschützt werden.
  • Giessen
    Wir achten spätestens ab jetzt verstärkt darauf, dass das Substrat unserer Pflanzen nicht austrocknet.
  • Düngen
    Wenn die (Laub-)Bonsai und Lärchen ihre Blätter voll entfaltet haben, beginnt die mineralische Düngung.
  • Artspezifische Hinweise
    „Fertige“ Spitz- und Fächerahorne, Zelkowen, Hain- und Rotbuchen sollten das erste Mal pinziert werden, sobald das erste Blattpaar voll entfaltet ist.
    Bonsai in der Aufbauphase werden nicht pinziert.

    Um eine gleichmässige Verzweigung an Kiefern zu fördern, werden alle überflüssigen Kerzen entfernt, höchstens zwei bleiben übrig.

    Bonsai in der Aufbauphase werden nicht pinziert.

  • Krankheiten und Schädlinge
    Wir achten auf Schädlinge, insbesondere die verschiedenen Blattlausarten aber auch auf plizliche Erreger.

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Die meisten Laubbäume beginnen im April mit dem Wachstum. Haben die ersten frischen Blätter ausgetrieben, ist Pinzieren angesagt.
Auch bei Nadelbäumen steht das bald an, aber normalerweise erst im Mai.

Umtopfen und Wurzelschnitt, Schalenwahl

Falls das Umtopfen nicht schon im März abgeschlossen wurde, können wir bei entsprechenden Temperaturen noch umtopfen. Der Feind frisch umgetopfter Pflanzen ist jetzt im Normalfall nicht mehr der Frost, sondern früh einsetzende Hitze.
Nach dem Umpflanzen müssen alle Bonsai für mindestens 2 Wochen frostfrei und vor direkter Sonne geschützt, aufgestellt werden. Ständiger Luftzug oder Wind trocknen sehr stark aus, deswegen sind frisch getopfte Bonsai auch davor zu schützen.
Selbstverständlich werden frisch umgetopfte Bonsai die nächsten Wochen auch nicht gedüngt.
Ausführliche Hinweise zum Thema Umtopfen und die damit verbundenen Massnahmen sind im Pflegekalender März nachzulesen.
Mit beginnendem Austrieb endet die Zeit des Umtopfens, nach alter bäuerlicher Tradition an Ostern.

 

Pflege und Gestaltung

Solange die Bäume noch nicht ausgetrieben haben, ist noch Zeit für Totholzbearbeitung, vor allem für Verheiratungen (Tanuki), Wald-pflanzungen (Yose-ue), die Gestaltung von Mooskugeln und Felspflanzungen (Ishitsuki).

Durch das Pinzieren bereits gestalteter Bonsai steuern wir den Zuwachs und das künftige Aussehen dieser Bäume. Ist das erste Blattpaar an Bonsai wie Fächer- und Dreispitz-Ahorne, Buchen und Kirschen voll entfaltet, wird das erste Mal über dem ersten Blattpaar pinziert. 

Dabei greifen wir die Spitze des frischen Austriebs oberhalb des ersten neuen Blattpaares und zupfen ihn ab. Dadurch wird die Länge des Neutriebs reduziert und die feine 

 Verzweigung gefördert. Schwache Triebe oder Triebe an schwachen Zweigen werden nicht pinziert. 
Ein zweites pinzieren folgt bei stärker wachsenden Bonsai nach dem erneuten Austrieb der bearbeiteten Zweige.
Positive Effekte des Pinzierens sind, dass die sich neu bildenden Blätter an pinzierten Trieben meist deutlich kleiner sind, die Internodien kürzer bleiben und die Feinverzweigung gefördert wird. Erst dadurch bekommt ein Bonsai nach und nach ein reifes Aussehen.
Bonsai in der Aufbauphase werden generell nicht pinziert.

 

Giessen

Spätestens ab jetzt achten auf ausreichendes Wässern. Sollte es warm und trocken sein, könnten die Wurzelballen nun schnell austrocknen und unsere Pflanzen Schaden nehmen.

 

Düngen

Im April, 2 – 3 Wochen nachdem die Bonsai ihre Blätter entfaltet haben, beginnt bei Laub-Bonsai und Lärchen die Düngung mit mineralischen Lösungen. Bei frisch umgetopften Pflanzen warten wir mit der Düngung mindestens 4 Wochen.
Bei Nadelbonsai wie Kiefern, Wacholdern und Eiben warten wir ebenfalls noch.
Das Düngen von mineralischen Düngelösungen auf trockenen Wurzelballen ist unbedingt zu vermeiden, um Verbrennungen an den Wurzeln zu verhindern.

 

Artspezifische Hinweise
Bereits fertig gestaltete Bonsai wie z.B. Fächer- und Dreispitzahorne, Buchen oder Kirschen sollten das erste Mal pinziert werden,sobald das erste Blattpaar entfaltet ist. Lassen wir dem Wachstum freien Lauf, bilden sich zu dicke, zu lange Internodien, die Verzweigung bleibt mangelhaft und die Krone gerät aus der Form.

Bei bereits gestalteten Lärchen wird der Neutrieb auf 1 – 2 cm zurückgenommen, sobald er 5 – 10 cm Länge erreicht hat.
Besonders an jungen Kiefern bildensich an den Zweigspitzen mehrere Neue Triebe ("Kerzen"). Um eine gleichmässige Verzweigung zu fördern, werden alle überflüssgen Kerzen - meist die Mittleren und zu Schwachen - entfernt. Nur zwei Kerzen bleiben übrig. 
Bonsai in der Aufbauphase werden grundsätzlich nicht pinziert, damit sie noch zulegen können. Sie werden erst im kommenden März oder – bei frostfreier Überwinterung – im Spätherbst oder Winter geschnitten.

 

Krankheiten und Schädlinge

Jetzt ist die Zeit der ungehemmten Vermehrung von Schädlingen, insbesondere den verschiedenen Blattlausarten. Nehmen diese Tiere überhand, werden die jungen Blätter geschädigt, rollen sich ein, verfärben sich und fallen gar ab. Mit Insektiziden wird nur an bedeckten Tagen gespritzt, nie bei Sonne oder Regen, sonst verbrennen Blätter und Triebe oder das Spritzmittel wird abgeschwemmt und ist somit wirkungslos.
Die meisten Schadinsekten können aber auch leicht von Hand zerdrückt werden.
Auch auf Pilzerreger richten wir nun unser Augenmerk.

 

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Liebe Bonsaifreunde,
meine Veröffentlichungen beruhen auf eigenen Erfahrungen und Auswertungen der einschlägigen Fachliteratur. Wenn Diskussionsbedarf besteht oder andere Erfahrungen gemacht wurden, dann schreibt mir doch eine E-Mail: w.porath@ro-online.de

Euer
Werner J. Porath
2. Vorsitz und Schulungsbeauftragter