Teil V: Arbeitsmaßnahmen/Tipps bei unseren Bonsais im Mai


 

Unsere Bonsai im MAI – Die Zeit intensivster Pflege 

 

ÜBERBLICK

 

  • Umtopfen, Schneiden
    Umtopfen und Wurzelschnitt sind nun passé.
  • Pflegen und Gestalten, Pinzieren, Blattschnitt
    • An bereits gestalteten Laub-Bonsai werden der Erste und dann auch der zweite Austrieb pinziert (siehe artspezifische Hinweise).
      Blätter, die zu gross sind und/oder das Eindringen von Licht ins Kronen-Innere verhindern, werden halbiert oder ganz entfernt.
    • An Nadelbonsai beginnt bald das Einkürzen der neu gewachsenen Kerzen.
    • Auf Spätfröste achten („Eisheilige“)!
  • Giessen
    Jetzt steigt der Wasserbedarf, der Wurzelballen darf antrocknen aber nicht austrocknen.
  • Düngen
    • Die meisten (Laub-)Bonsais und Lärchen sollten ihre Blätter nun voll entfaltet haben, damit beginnt die mineralische Düngung.
    • Bei Nadelbonsai (Fichten, Kiefern, Wacholdern, Eiben) warten wir noch bis die jungen Nadeln sich strecken.
    • Die organische Düngung wird fortgesetzt, sobald die alten Düngerpellets verbraucht sind.
  • Artspezifische Hinweise
    • „Fertige“ Spitz- und Fächerahorne, Zelkowen, Hain- und Rotbuchen sollten pinziert werden, sobald das erste Blattpaar voll entfaltet ist und das zweite Mal, sobald das erste Blattpaar des zweiten Triebs voll entfaltet ist.
    • An Fichten und Kiefern werden die neuen Kerzen selektiert und eingekürzt.
    • Bonsai in der Aufbauphase werden nicht pinziert.
  • Krankheiten und Schädlinge
    Wir achten auf Schädlinge, insbesondere die verschiedenen Blattlausarten aber auch auf pilzliche Erreger.

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Die meisten Laubbäume stehen nun voll im Wachstum und Pinzieren ist angesagt. Auch bei Nabelbäumen steht das an, wenn auch ein wenig später (ca. 8 - 14 Tage)

Umtopfen und Wurzelschnitt, Schalenwahl

Die Zeit des Umtopfens ist nun vorbei.

 

Pflege und Gestaltung

Durch das Fortsetzen des Pinzierens bereits gestalteter Laub-Bonsais steuern wir den Zuwachs und das künftige Aussehen dieser Bäume. Ist der Neutrieb nach dem ersten Blattpaar an Bonsais wie Fächer- und Dreispitz-Ahornen, Buchen und Kirschen pinziert, folgt schnell der erneute Austrieb, bei gesunden Bäumen mit der erwünschten Verzweigung. Nun wird das zweite Mal pinziert, sobald auch hier das erste neue Blattpaar voll entfaltet ist. Dadurch wird die Länge des Neutriebs begrenzt, die Feinverzweigung gefördert und die Blattgrösse reduziert. Schwache Triebe oder Triebe an schwachen Zweigen werden nicht pinziert.
Zu grosse Blätter stören das Gesamtbild und verhindern das Eindringen von Licht in die Krone. Solche Blätter werden halbiert oder ganz entfernt, dadurch wird auch das Absterben schwächerer Triebe im Kronen-Inneren verhindert.

  • Bonsai in der Aufbauphase werden ebenfalls nicht pinziert, sondern im Nachwinter geschnitten.
  • Auch die meisten unserer Nadelbäume müssen nun bald pinziert werden (Kiefer, Wacholder, Fichte, Lärche, Eibe u.a.).
  • Kiefern benötigen eine Sonderbehandlung (siehe Artspezifische Hinweise)
  • Jungtriebe sind frostempfindlich. Denken Sie deshalb an Spätfröste rund um die Eisheiligen!

 

Giessen

Spätestens ab jetzt achten wir auf ausreichendes Wässern. Sollte es warm und trocken sein, könnten die Wurzelballen nun schnell austrocknen und unsere Pflanzen Schaden nehmen.

 

Düngen

Während der Neutrieb aus den eingelagerten Reserven des letzten Jahres erfolgt ist, beginnt bei Laub-Bonsai und Lärchen die Düngung mit 

mineralischen Lösungen, sobald die ersten Blätter voll entfaltet sind.

  • Düngen mit mineralischen Düngelösungen dar nie auf trockenen Wurzelballen erfolgen um Schäden an den Wurzeln zu vermeiden.
  • Bei frisch umgetopften Pflanzen warten wir mit der Düngung mindestens 4 Wochen!
  • Bei Nadelbonsai wie Kiefern, Wacholdern, Fichten und Eiben warten wir noch bis die neuen Nadeln sich strecken.
  • Durch gezieltes Düngen kann die Länge des Neutriebs beeinflusst werden.

Artspezifische Hinweise

Bereits in der Gestaltungsphase befindliche Bonsai wie z.B. Fächer- und Dreispitzahorne, Zelkowen, Buchen oder Kirschen sollten das zweite Mal pinziert werden, sobald das neue Blattpaar voll entfaltet ist. Damit halten wir das Längenwachstum im Zaum, die Verzweigung verbessert sich und die Blattgrössen werden reduziert, der Bonsai erreicht oder erhält so seine ideale Form und ein reifes Erscheinungsbild.


Bonsai in der Aufbauphase werden grundsätzlich nicht pinziert, damit sie noch zulegen können. Sie werden erst im kommenden März geschnitten oder – bei frostfreier Überwinterung – im Spätherbst oder Winter.


Eichen und Kastanien treiben im Normalfall spät aus, oft erst um Mitte Mai. Auch sie werden pinziert, wenn sich das erste Blattpaar voll entwickelt hat. Das Düngen dieser Bonsai beginnt demnach etwas später als bei den früher austreibenden Arten.

 

Der Neutrieb an Fichten muss früh eingekürzt werden, dann bilden sich neue Knospen in kurzen Abständen. Wird der junge Trieb zu spät gekürzt, bilden sich erst im kommenden Jahr neue Knospen nur an der Basis dieser Triebe, der Trieb stagniert und stirbt ab.

 

Kiefern bilden normalerweise nur einen Neuaustrieb pro Jahr, bilden aber häufig pro Triebspitze mehrere Kerzen gleichzeitig. Um eine gute und harmonische Verzweigung zu erreichen, wird auf zwei etwa gleich starke Kerzen pro Trieb vereinzelt. Die stärkste, meist Mittlere, wird ausgebrochen, ebenso alle anderen überflüssigen Kerzen. Die übrig gebliebenen beiden Kerzen werden auf gleiche Länge eingekürzt.
Um Wachstum und Kronensilhouette im

Gleichgewicht zu halten, wird der Neutrieb auf die gewünschte Länge gekürzt, kurz bevor die Nadeln sich zu strecken beginnen. Wollen wir durch Rückknospung die Zweig- und Aststruktur fördern, lassen wir den Neutrieb so lange weiterwachsen, bis sich die neuen Nadeln gestreckt haben und entfernen den Neutrieb dann komplett. Dadurch erreichen wir bei gesunden Kiefern eine Knospen-Neubildung unterhalb des diesjährigen Neutriebes bis zurück ins „alte Holz“.

Je nach Art, Schnittzeitpunkt und Witterungs-verlauf entfalten sich diese – oft vielen – neuen Knospen noch im gleichen Jahr mit deutlich kürzeren Nadeln oder im Folgejahr. Diese Methode darf aber nur bei kerngesunden, gut ernährten Kiefern angewandt werden und auch maximal 2 Jahre hintereinander.
Das Einkürzen erfolgt durch Ausbrechen mit den Fingerspitzen oder einer Pinzette, keinesfalls mit einer Schere, weil durch den Schnitt die frischen Nadelspitzen verletzt und dann braun und unansehnlich würden. Auch hier gilt: Kerzen von noch im Aufbau befindlichen Kiefern-Bonsai werden nicht oder nur schwach gekürzt.


Krankheiten und Schädlinge

Schädlinge vermehren sich immer noch stark, insbesondere die verschiedenen Blattlausarten und schädigen die jungen Blätter oder Triebe. Bekämpfen wir mit Insektiziden, wird nur an bedeckten Tagen gespritzt, nie bei Sonne der Regen, sonst verbrennen Blätter und Triebe oder das Spritzmittel wird abgeschwemmt und ist somit wirkungslos. Die meisten Schadinsekten können aber auch leicht von Hand zerdrückt werden. Ich selbst sprühe die Schädlinge mit Spiritus tropfnass, das ist ungiftig und die Schädlinge sterben einen weinseligen Tod.

Auch auf Pilzerreger richten wir unser Augenmerk.

 

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Liebe Bonsaifreunde,
meine Veröffentlichungen beruhen auf eigenen Erfahrungen und Auswertungen der einschlägigen Fachliteratur. Wenn Diskussionsbedarf besteht oder andere Erfahrungen gemacht wurden, dann schreibt mir doch eine E-Mail: w.porath@ro-online.de

Euer
Werner J. Porath
2. Vorsitz und Schulungsbeauftragter