Teil IX: Arbeitsmaßnahmen/Tipps bei unseren Bonsais im September


 

Unsere Bonsai im September

Überblick

  • Umtopfen, Schneiden
    Jetzt werden Nadelbäume mit Ausnahme von Lärchen umgetopft.
  • Pflegen und Gestalten, Pinzieren
    Die jungen Triebe können nun sehr effektiv geformt werden (Drahten, Spannen).
    An Kiefern, Eiben und Wacholdern werden jetzt die alten Nadeln entfernt.
  • Giessen
    Wir achten wir immer noch darauf, dass das Substrat unserer Pflanzen ausreichend feucht bleibt.
  • Düngen
    Die Düngung von Laubbonsai erfolgt nun kalibetont, die organische Düngung wird bereits beendet.
    Nadelbonsai wie Kiefern, Wacholder und Eiben werden noch bis Monatsende stickstoffbetont weiter gedüngt.
  • Krankheiten und Schädlinge
    Die hohe Zeit tierischer Schädlinge ist vorbei, jetzt achten wir insbesondere auf pilzliche Erreger (Mehltau).

 

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Was wir im August bei entsprechendem Wetter eventuell schon begonnen haben, setzen wir nun fort. Wir beenden die Stickstoffgaben und schliessen die Düngesaison mit kaliumbetonten Düngern ab. Damit bereiten wir unsere Pflanzen langsam auf den Winter vor. Gleichzeitig formen wir den noch flexiblen Neuzuwachs der jetzt abgeschlossenen Vegetationsperiode.
Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für Nadelbaum-Waldgestaltungen und Gruppenpflanzungen. Bei unseren Nadelbäumen denken wir schon an den nächsten Frühling und sorgen für mehr Licht im Kroneninneren und dadurch für gesundes Wachstum und gute Entwicklung im nächsten Jahr.

  • Umtopfen:
    Für immergrüne Nadelbäume ist jetzt die ideale Zeit des Umtopfens. Nach der hochsommerlichen Hitzephase setzt nun ein regelrechter Wachstumsschub der Wurzeln ein, deswegen regenerieren umgetopfte Pflanzen jetzt sehr schnell und gehen mit einem kräftigen Wurzelapparat in den Winter. Umgetopfte Bäume werden 2 Wochen vor praller Sonne geschützt und nicht gedüngt.
  • Schneiden und Gestalten: 
    Kiefern, Wacholder und Eiben werden „ausgeputzt“, alte Nadeln und abgestorbene Triebe entfernt. Durch den dadurch verstärkten Lichteinfall in die Krone werden die „Rückknospung“ angeregt und das Wachstum von schwachen Zweigen im Kronen-Inneren gefördert. Auch für den mässigen Rückschnitt bei immergrünen Nadelbäumen ist jetzt ein guter Zeitpunkt. 
    • Trieb- und Nadelschnitt an
      5-nadligen Kiefern:
      Mädchenkiefern vertragen nach Angaben in der Literatur keinen Nadelschnitt
    • Trieb- und Nadelschnitt an
      2-nadligen Kiefern:
      Bei den zweinadligen Kiefern werden, wenn nicht schon im Austriebsstadium geschehen, die alten Nadeln selektiert (4 – 5 Paare verbleiben am Zweig). Beim Zupfen besteht die Gefahr, dass ruhende Knospen („schlafende Augen“) beschädigt oder abgerissen werden, deshalb wird eher das Entfernen mit der Schere empfohlen, dabei bleibt ein Rest von ca. 1 mm stehen.
      Das wird über 4 – 5 Jahre wiederholt, danach erhält der Baum eine Erholungsphase.
      Bei schwächelnden Bäumen werden überhaupt keine Nadeln entfernt.
      Bei Waldkiefern und Schwarzkiefern besteht im August und September noch die Möglichkeit eines Rückschnitts. Man schneidet lange, unverzweigte Triebe so weit zurück, dass noch ein paar Nadeln stehen bleiben. Natürlich dürfen an solchen Trieben die alten Nadeln nicht entfernt werden. Diese Kiefern sind sehr robust, wenn sie volle Sonne erhalten.
      Gut „im Futter“ stehende Schwarzkiefern vertragen sogar einen Rückschnitt bis ins „alte Holz“.
    • Sonderfall Lärchen 
      An Lärchen werden jetzt keine Schnittmassnahmen mehr durchgeführt.

 

    • Trieb- und Blattschnitt an Laubbäumen
      Ein Beschneiden oder Pinzieren findet nicht mehr statt. Auch für einen Blattschnitt ist es jetzt zu spät. Die jungen Triebe können aber jetzt beschnitten werden, der ideale Zeitpunkt dafür ist aber das Frühjahr.

      Da praktisch alle Ahornarten, Birken und Walnüsse bei grösseren Schnittmassnahmen zum „Bluten“ neigen, schneiden wir diese Arten bereits im Blattfallstadium, also nach Einsetzen der Blattverfärbung.

    • Gestaltende Massnahmen
      wie das Drahten und Spannen sind nun besonders effektiv. Die schon verholzten aber noch flexiblen Zweige können gut gedrahtet und ausgerichtet werden. Im Spätsommer gedrahtete Zweige sowohl an Nadel- wie auch an Laubbonsai behalten ihre Form und Stellung und die Gefahr, dass Zweige beim Drahten brechen, ist jetzt gering.

  • Giessen
    An heissen Tagen muss weiter reichlich gegossen werden. Mit Ende der Sommerhitze werden die Wassergaben aber langsam reduziert

  • Düngen
    Die Manna-Produktberatung (Wuxal) empfiehlt eine kalibetonte Düngung erst im September, der Grund ist das sich verändernde Klima und die damit verbundene verlängerte herbstliche Wetterperiode mit entsprechend später einsetzenden Frösten.
    Das stickstoffbetonte Düngen der Laubbäume und Bestellpflanzen wird eingestellt. Lediglich Kiefern und Wacholder können noch bis Monatsende wie gewohnt weitergedüngt werden, bevor auch sie mit einer Kalidüngung (z.B. Patentkali in 2 – 3 Gaben oder WUXAL Top K) auf den Winter vorbereitet werden.

 


  • Organische Dünger
    werden nicht mehr eingesetzt. Ihre Freisetzung würde zu spät erfolgen und die Pflanzen könnten ihre Winterruhe nicht mehr einleiten.

  • Krankheiten und Schädlinge, Pflanzenschutz
    An Laubbäumen bildet Mehltau eine Gefahr. Alle Bäume müssen kontrolliert und bei Befall behandelt werden. Eine bewährte Methode zur Vermeidung von Mehltau ist die Pflanzung von Schnittlauch, entweder direkt in den Wurzelbereich des Bonsai oder in eine Beistellschale direkt neben dem Baum. Möglicherweise funktioniert das auch mit Knoblauch.

  • Artspezifische Hinweise
    Praktisch alle Ahorne, Birken und Walnussbonsai neigen bei grösseren Schnittmassnahmen zu starkem Saftfluss („Bluten“). Deshalb führen wir diese Arbeiten im Blattfallstadium, also nach Einsetzen der Blattverfärbung durch.
    Da insbesondere Ahorne zu schnellem Pilzbefall neigen, werden alle Schnittwunden sofort mit Wundverschlussmitteln versorgt.
    An Lärchen werden jetzt keine Schnittmassnahmen mehr durchgeführt
  • Totholzbearbeitung
    an Nadelbäumen kann jetzt sehr effektiv durchgeführt werden. 

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Liebe Bonsaifreunde,
meine Veröffentlichungen beruhen auf eigenen Erfahrungen, den Erfahrungen erfahrener Kollegen und Fachbetriebe und Auswertungen der einschlägigen Fachliteratur. Wenn Diskussionsbedarf besteht oder andere Erfahrungen gemacht wurden, dann schreibt mir doch eine E-Mail: w.porath@ro-online.de

Euer
Werner J. Porath
2. Vorsitz und Schulungsbeauftragter