Teil III: Arbeitsmaßnahmen/Tipps bei unseren Bonsais im März


 

Unsere Bonsai im März 
Das Vegetationsjahr beginnt

 

Überblick:

Der beginnende Frühling ist mit die anspruchsvollste Zeit für Bonsailiebhaber. Vieles Wichtige konzentriert sich auf den März. Auch das Ordnen der Verzweigung bei Koniferen fällt in diese Zeit.

Frostschutz

Spätfröste können gefährlich werden, deswegen sollten Bonsai bei beginnendem Wurzel- und Knospenwachstum geschützt aufgestellt werden.

 

Umtopfen, Wurzelschnitt, Triebschnitt

Nach den letzten strengen Frösten können wir umtopfen, vor allem Laubbäume und Lärchen. Bei Koniferen können wir noch bis Mitte März warten, witterungsabhängig sogar bis Anfang April, solange die Knospen noch ruhen.
Bei Laubbäumen ist es allerhöchste Zeit, sobald die Knospen zu schwellen beginnen. Sind die Knospen bereits geöffnet, ist es zu spät. Dann ist es besser, die Massnahme auf den Herbst oder das nächste Frühjahr zu verschieben.
Gleichzeitig mit dem Umtopfen nehmen wir einen Wurzel- und ggfs. Triebschnitt vor.

 

Gestalten

Laubbäume können noch gedrahtet werden, bevor sich die Knospen öffnen.
Jetzt ist auch die Zeit, an jüngeren Bonsai Gestaltungsschnitte und Rückschnitte an grösseren Ästen vorzunehmen.
Auch für Verheiratungen (Tanuki)
und Waldpflanzungen (Yose-ue) von Laubbäumen ist jetzt eine gute Zeit.

 

Giessen

Ab jetzt achten wir wieder verstärkt auf eine ausgeglichene Ballenfeuchtigkeit.

 

Düngen

Wir üben uns noch in Geduld, es ist noch zu früh.

 

Artspezifische Hinweise

Nadelbäume (ausser Lärchen) werden besser im Herbst umgetopft, aber auch im März/April können wir das erledigen.

 

Krankheiten und Schädlinge

Sobald die Knospen zu schwellen beginnen ist die ideale Zeit für Nachwinter- oder Austriebs-Spritzungen mit „Winteröl“ gegen tierische Schädlinge oder verdünntem Jinmittel gegen pilzliche Erreger. Gegen Schadpilze hilft eine Spritzung mit verdünntem Jin-Mittel.


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Liebe Bonsaifreunde,
meine Veröffentlichungen beruhen auf eigenen Erfahrungen, den Erfahrungen erfahrener Kollegen und Fachbetriebe und Auswertungen der einschlägigen Fachliteratur. Wenn Diskussionsbedarf besteht oder andere  Erfahrungen gemacht wurden, dann schreibt mir doch eine E-Mail: w.porath@ro-online.de

Euer
Werner J. Porath
2. Vorsitz und Schulungsbeauftragter

Umtopfen und Wurzelschnitt

Der März, genauer das beginnende Anschwellen der Knospen, ist die beste Zeit, unsere Laubbäume und Lärchen umzutopfen. Aber auch Nadelbäume können jetzt umgetopft werden, wenn das im Herbst nicht gemacht wurde. Starke Fröste sind kaum mehr zu erwarten und die Tage sind im Allgemeinen noch kühl, damit ist ein zügig einsetzendes Wurzelwachstum zu erwarten.

Substrat zerfällt mit der Zeit, es verdichtet sich und verkrustet. Das behindert den Gasaustausch („Atmung“), erschwert das Umtopfen und führt auf Dauer zu Wurzelschäden. Deshalb muss altes Substrat regelmässig ausgetauscht werden. 

Zwar wird durch zu häufiges Umtopfen die Pflanze geschwächt, da sie meistens im ersten Jahr anwurzelt und erst im Folgejahr wieder normal austreibt. Ein zu spätes Umpflanzen führt aber zu Platzmangel in der Schale und Unterversorgung bis hin zum Absterben ganzer Äste.

Gleichzeitig führt ein gewisser Platzmangel in der Schale aber zu kompakten Trieben. Um die richtige Balance zu finden empfiehlt sich eine Dokumentation der Umtopfzyklen. Sollte die Bodenoberfläche jedoch sehr hart sein und kaum noch Wasser aufnehmen, ist dies ein sicheres Zeichen für einen verdichteten Wurzelballen. Auch die Abzugslöcher am Schalenboden sind dann meistens zugewachsen. Allerspätestens jetzt muss umgetopft werden.

 

Jungpflanzen topfen wir jährlich um, ältere Pflanzen in Abständen von 2 – maximal 5 Jahren, je nach Art, Entwicklungsstand und Wuchsstärke.

 

Nach dem Umpflanzen müssen alle Bonsai für mindestens 2 Wochen frostfrei, vor direkter Sonne und austrocknenden Winden geschützt, aufgestellt werden. Selbstverständlich werden sie zunächst auch nicht gedüngt.

 

Beim Umtopfen erneuern wir bei jungen Pflanzen etwa 2/3 des alten Substrats, bei Älteren ca. 1/3. Wird das Substrat gewechselt (z.B. beim ersten Topfen in eine Schale), ist es ratsam, dieses komplett auszutauschen, besonders auch im Ballenzentrum.
Besonders Kiefern, Buchen und Eichen leben in Gemeinschaft mit gesundheitsfördernden Symbiosepilzen. Um diese zu fördern, kann beim Umtopfen ein kleiner Teil des alten Substrates wieder beigemischt werden, vorausgesetzt es ist einwandfrei.

Gleichzeitig mit dem Umtopfen erfolgt ein Wurzelschnitt. Zu starke Wurzeln werden stärker zurückgenommen als Schwache, insgesamt sollte der Wurzelballen hauptsächlich aus vielen feinen Wurzeln bestehen. Nur die Wurzelspitzen ernähren dem Baum. Nach starkem Wurzelschnitt hat es sich bewährt, den Wurzelballen auf der Unterseite mit etwas zerriebener Holzkohle zu bestreuen. Das wirkt fäulnishemmend und bindet Schadstoffe.

 

Das Umtopfen wird abgeschlossen durch Auflage von Moospolstern gegen zu schnelles Austrocknen und es sieht schön aus. Beim Eintopfen wird der Baum in seiner Schale befestigt, seine Position, Neigung und die Ansichtsseite werden festgelegt bzw. gegebenenfalls korrigiert. Ein Bonsai steht nie exakt in der Mitte der Schale.

 

 

Um an Jungbäumen nach der Phase der Erstgestaltung einen schnelleren Zuwachs, insbesondere des Stammumfangs zu erzielen, können diese aus Topf oder Schale wieder für ein oder mehrere Jahre zurück in ein Beet ausgepflanzt werden.
Mit beginnendem Triebwachstum endet die Zeit des Umtopfens.

 

Link zum Detailwissen UMTOPFEN>>

 

Triebschnitt

Wurzeln und Krone stehen in direktem Zusammenhang, deshalb wird gleichzeitig mit dem Wurzelschnitt ein Triebschnitt durchgeführt, um das Gleichgewicht von Wurzelballen und Krone zu erhalten. In der Spitzenknospe wird das Phytohormon Auxin gebildet, es fliesst nach unten und regt dort das Wurzelwachstum an. Cytokinin hingegen wird in den Wurzeln gebildet, es fliesst nach oben und steuert das Trieblängenwachstum. Unter diesen Vorzeichen steht der Rückschnitt des letztjährigen Austriebs, besonders bei Lärchen. Bei beginnendem Austrieb ist schon zu erkennen, was wachsen wird und entsprechend wird geschnitten: Auf 1 - 3 Augen. Wird später geschnitten geht die Welt auch nicht unter aber die Triebkraft ist vergäudet und wird dem Baum nicht weiterhelfen. Ausserdem gibt es bei frühem Schnitt die Perspektive auf einen zweiten Austrieb.

 

Gestalten

Die Zeit des Umtopfens ist auch eine gute Zeit für Totholzbearbeitung, vor allem für Verheiratungen (Tanuki), Waldpflanzungen (Yose-ue), die Gestaltung von Mooskugeln und Felspflanzungen (Ishitsuki).
Laubbäume können noch gedrahtet werden, solange die Knospen noch geschlossen sind.

 

Schalenwahl
Welche Schale zu welchem Baum? 

Mit der Umtopfsaison kehrt auch die Frage nach der geeigneten Schale wieder. Grundsätzlich ist das Ansichtssache und eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es gibt aber ein paar grundsätzliche Empfehlungen:

Runde und ovale, auch glasierte Schalen eignen sich besonders für Laubbäume
Unglasierte, eckige Schalen eher für Nadelbäume.
Platten, meist aus Stein, passen sehr gut zu Gruppen- und Waldpflanzungen.
Akzentpflanzen-Schalen sind abhängig vom Bewohner (Flachwurzler, Rübenwurzler, Zwiebel, Sumpfpflanzen)
Die beste Zeit für das Beschneiden und Drahten von Koniferen mit Ausnahme von Igel-Wacholdern und Sicheltannen ist Ende Februar und März, bevor sich die Kerzen zu entwickeln beginnen. Zwar ist es noch zu früh, um starke Biegungen an Ästen und Stämmen vorzunehmen aber kleinere Gestaltungsarbeiten können jetzt vorgenommen werden, falls das nicht schon im Spätherbst/Winter erledigt wurde.
Auch Veredelungen lassen sich jetzt durchführen.

 

Giessen
Der Übergang vom Winter in den Frühling kann in niederschlagsarmen Zeiten, oft in Verbindung mit austrocknenden „lauen Lüftchen“, zu unerkannter Ballentrockenheit führen und den Tod für unsere Pflanzen bedeuten. Deshalb richten wir unsere Aufmerksamkeit nun verstärkt auf eine ausgeglichene Ballenfeuchtigkeit.

 

Düngen
Bei noch im Aufbau befindlichen Pflanzen können wir durch vorsichtiges Düngen im Frühling den Austrieb fördern. Bei fertig gestalteten Bonai dagegen halten wir uns noch zurück, um durch einen zu starken Austrieb nicht die Bildung zu langer Internodien und zu grosser Blätter zu provozieren.

 

Artspezifische Hinweise

Wenn im Spätherbst nicht geschehen, ist im frühen März noch eine gute Zeit, an unseren Fächerahorn-Bonsai und ihren Züchtungen gleichzeitig mit dem Umtopfen auch Formschnitte an älteren oder dicken Ästen vorzunehmen, starkes Bluten ist zu dieser Zeit nicht zu befürchten, aber die Wunden wachsen schnell zu.

Schwarzkiefern vertragen auch das Umpflanzen im Frühjahr gut, die zweite Märzhälfte ist ein guter Zeitraum. Auch dicke Äste können nun entfernt werden und vor Austriebsbeginn können sie auch gedrahtet werden. Der Draht bleibt bei Schwarzkiefern für gewöhnlich ein Jahr an der Pflanze, evtl. auch so lange bis er beginnt, in die Rinde einzudrücken. Ist die Pflanze fit, können auch starke Eingriffe vor dem Austrieb durchgeführt werden, z.B. das Kürzen von Nadeln, um verkleinerte Nadeln am Neutrieb zu generieren. Das bringt Licht in die Krone und kräftigt schwächere Triebe im Kronen-Inneren.
Satsuki-Azaleen werden in unseren Breiten idealerweise vor dem Austrieb umgetopft, weil im Juni, nach der Blüte, häufig trocken-heisse Witterungsperioden auftreten. Bei Azaleen, die sich noch in der Gestaltungsphase befinden, erfolgt auch der formgebende Rückschnitt im März. Dadurch wird auf die Blüte weitgehend verzichtet. Ist die Azalee jedoch fertig gestaltet, wird erst nach der Blüte der Erhaltungsschnitt durchgeführt, da sich die Blütenanlagen für das nächste Jahr im Juni bilden. Sollen Stamm und Äste noch verdicken, lässt man den Neutrieb frei wachsen, bis die gewünschte Stärke erreicht ist.

 

Pflanzenschutz

Zum Ende des Winters erwachen nicht nur unsere Bonsai aus dem Winterschlaf sondern auch ihre unliebsamen Begleiter.

Deshalb sollte nun auch unser besonderes Augenmerk auf Anzeichen von Krankheiten und Schädlingen gerichtet werden. Anfang März, wenn das Wurzelwachstum beginnt und in der Folge die Knospen schwellen, ist die beste Zeit für eine Austriebsspritzung mit „Winteröl“ (Promanal Neu Austriebsspritzmittel, Substral Naturen Schädlingsfrei) oder verdünnter Jinmittel-Lösung (für winterkahle Pflanzen 50 – 100 ml auf 1 l Wasser, für Wintergrüne 20 – 30 ml/1 l Wasser). Jinmittel-Lösung ist auch zur Bekämpfung von Schadpilzen hervorragend geeignet. Jinmittel ist im Grunde Schwefelsäure, deswegen müssen wir vor der Behandlung die Substratoberfläche abdecken und die Pflanzen anfeuchten. Die Lösung muss gut abtrocknen können, dann erzielen wir die beste Wirkung. Das bedeutet auch, dass wir nur bei trockenem Wetter und nicht bei Sonne spritzen.

 

Nacht- und Spätfröste können bei beginnenden Knospenwachstum unsere Bonsai schädigen. Solche „Frühaufsteher“ sollten deshalb geschützt aufgestellt werden.